Technik zur Erstellung von 360-Grad-Panoramen

Aus meiner Fototasche

  • DSLR: Nikon D5300 – zum Test von Ken Rockwell

  • Stativ: Manfrotto 755XB Dreibeinstativ mit Mittelsäule und Nivellierhalbschale,

  • Nodalpunktadapter: Novoflex Slim,

  • Ojektive: Nikon 10.5 mm/f2.8, Nikon AF Nikkor 24mm/f2.8, Nikon AF-S Nikkor 1–55 mm, Nikon AF Nikkor 75-300 mm/f1:4.5–5.6,

  • HDR/Fusion-Software: Luminance HDR, Photomatix,

  • Stitching-Software: PTGui, Panorama Studio Pro,

  • 360°-Virtualisierung und Konvertierung: Panorama Studio Viewer, KRPano, Pano2VR, Streetview Editor,

  • Remote-Control: qDslrDashboard; Nikon ML-L3.

Tests – Hardware & Software

Getestet wurden

  • Fisheye-Objektive: Samyang 8 mm/f3.5, Walimex Pro 8 mm/f3.5, Sigma 8 mm/f3.5,

  • HDR/Fusion-Software: Oloneo Photoengine, Nik HDR Efex Pro,

  • Roundabout-NP Deluxe II 5R Nodalpunktadapter.

Vergleich Sigma 8 mm / Samyang 8 mm

Das Betrachten der jeweiligen Bilder im Modus Crop in PTGui verdeutlicht, dass Objektive mit derselben Brennweite unterschiedlich abbilden können. Das hat Einfluss auf die maximale Ausgabegröße als auch die Anzahl der benötigten Panoramaaufnahmen.

Angeschnittener Bildkreis Fischaugenobjektiv Sigma 8 mm/f3.5

Das Sigma bildet an der Crop-Kamera vertikal und diagonal 180° ab. Der Bildkreis ist an den Seiten abgeschnitten. Diese Linse ist auf äquidistante Projektion gerechnet. Dadurch sind die Verhältnisse der Längen im gesamten Bild gleich. Das Sigma erzeugt zwar deutliche chromatische Aberrationen bzw. CA im Blau-Spektrum. Diese bekommt man aber mit Adobe Lightroom i.d.R. gut in den Griff.

full frame Projektion bei Crop-Kamera mit Fischaugenobjektiv Samyang/Walimex Pro 8 mm/f3.5

Aufgrund sterographischer Projektion bildet das Samyang an der Crop-Kamera die 180° nur diagonal ab und wird mit dieser Kamera-Kombi zum full frame fisheye. Aufgrund hochwertiger Vergütung der Frontlinse ist es sehr unproblematisch in Bezug auf CAs. Die spezielle Projektionsart scheint sich auch positiv auf das Stitching in PTGui auszuwirken.

Vollformat versus Cropkamera

Die Auswahl des Objektivs hängt immer von den persönlichen Präferenzen ab. Ich habe mich schlussendlich für das Nikon 10.5 mm/f2.8 entschieden. Es bildet bereits ab Blende 4 bei einem Schärfentiefebereich von 1,34 m bis ∞ scharf ab. Deswegen findet es auch in der Astrofotografie großen Anklang. Hochqualitative Gläser sind auch das Samyang 8 mm/f3.5, bzw. Walimex Pro 8 mm/f3.5 sowie das beliebte Sigma 8 mm/f3.5. Jedoch liefern diese erst ab Blende 8 sehr gute Ergebnisse. Durch die längere Brennweite des Nikon werden die Aufnahmen etwas detailreicher und schärfer. An der Cropkamera fängt es wegen kleinerem Bildwinkel zudem weniger Streulicht als bspw. das Sigma ein.

In Verbindung mit dem 24 MP großen APS-C-Sensor der Nikon D5300 ist das für DX-Format gerechnete Nikon 10.5 mm ein Vollformat-Fischauge bzw. fullframe fisheye. Das heißt, der Bildkreis ist größer als die Sensorfläche, diese wird komplett ausgefüllt. An verfügbarer Sensorfläche wird nichts verschenkt. Dies resultiert bei der gewählten Kamera-Objektiv-Kombi in einer sehr hohen Auflösung von rund 16000 × 8000 px des fertigen 2 : 1 Panoramabilds.

Anzahl der benötigten Bilder

Freilich erfordert der Anspruch an hohe Ausgabeauflösung, welche die gewählte Kombi zur Verfügung stellt, einen etwas höheren Aufwand. Während mit dem 8 mm Sigma nur 5 Bilder geschossen werden müssen, – 4 horizontal + 1 Nadir (freihändig) um 360 × 180° voll abbilden zu können, braucht es mit dem Nikon 10.5 mm horizontal 2 weitere Aufnahmen plus 1 Zenitaufnahme. Mit dem Sigma wird horizontal mit Winkelschritten von 90° fotografiert, für das Nikon werden 60° am Nodalpunktadapter eingestellt. Der Bildwinkel bzw. FOV – field of view – liegt horizontal bei ~88,5°. Frank van der Pol hat sich die Mühe gemacht einen Bildwinkelrechner zu programmieren. Damit kann die Anzahl der benötigten Aufnahmen sehr komfortabel berechnet werden.

Prinzipiell machbar mit der Nikon Linse an der Crop-Kamera: Nur 5 Bilder horizontal. Im Beispiel wurde der Panoramakopf für die Horizontalbilder um 15° nach unten geneigt. Es sind keine auffälligen Stitchingfehler auszumachen. Die Ausgabeauflösung des fertigen Panos bleibt davon ungerührt. Dazu später mehr, ein Tutorial ist bereits angedacht.

Stativ und Fotografenschatten

Um Stativ und Fotografenschatten aus dem Panorama zu verbannen, ist die freihändig geschosse Nadir-Aufnahme unverzichtbar. Das Einpassen des Nadir-Bilds in PTGui ist gewiss etwas tricky und zudem sehr zeitaufwändig, weil viele Kontrollpunkte händisch gesetzt werden müssen. Nach meiner Auffassung dennoch ein Aufwand, der sich lohnt.

Präsentation im Internet

Grundsätzlich bieten sich verschiedene Möglichkeiten an, das 360°-Panorama Ihres Unternehmens im Internet zu positionieren. Auf Ihrer Homepage, und Ihrer Google My Business Seite.

Da ich im Januar 2016 dem Google Trusted Programm beigetreten bin, kann ich Ihnen beides in Kombination oder einzeln anbieten.

Kundenprojekt – Ablauf

Einzelpanoramen von Geschäfts-, Ausstellungsräumen, Gasträumen, Hotels, Arztpraxen, Salons usw. werden i.d.R. in einer Panoramatour, einen virtuellen Rundgang, zusammengefasst.

Gemeinsam mit Ihnen vor Ort legen wird festgelegt, welche Standpunkte relevant sind. Google empfiehlt in seinen Richtlinien, dass die Abstände zwischen den Standpunkten nicht mehr als drei Meter betragen. Bei mehrstöckigen Gebäuden sollten auch Panoramabilder oben und unten an der Treppe erstellt werden. Um die Qualitätskontrolle von Google Trusted zu bestehen sind diese Regeln zwingend einzuhalten.

Foto-Session für 360-Grad-Panoramen

Kleinere Projekte benötigen ~ 1/2 bis 1,5 h. Für große Hotels beträgt der Aufwand ein Vielfaches. Persönlichkeitsrechte gilt es strikt zu respektieren. Das Fotografieren zuzeiten geringen Publikumverkehrs empfiehlt sich daher. Mit Zustimmungserklärung bzw. Model-Release ist keine Unkenntlichmachung erforderlich. Ansonsten sollten aufgenommene Personen im Gesichtsbereich geblurrt werden. Eine ausgeglichene Beleuchtung beeinflusst die Stimmung im Bild positiv. Fotografiert wird grundsätzlich im Modus „Manuell“ mit fixer Blende ohne Blitz mit manuellem Weißabgleich.

Präzise Technik

Alle Aufnahmen werden als Belichtungsreihe vom Stativ mit montiertem Panoramakopf mit festgelegten Winkelschritten aufgenommen. Nach der RAW-Entwicklung mit Adobe Lightroom werden am PC die HDR-Bilder erzeugt. Einfach ausgedrückt: Um die Tiefen im Bild nicht „absaufen“ zu lassen werden dunkle Bereiche überbelichtet. Damit Lichter in den Fenstern nicht ausreißen wird gezielt unterbelichtet. Um das Tonwertspektrum einer Photosphäre komplett zu erfassen genügen manchmal schon 3-er Belichtungsreihen. HDR-fusionierte Bilder erhalten eine ausgeglichene Tonwertkurve, das Bild wirkt natürlich. Die Erzeugung der HDR-Aufnahmen überlasse ich keinesfalls eingebauten Automatismen, die die Kamera mitbringt. Zum Einsatz kommt ausschließlich professionelle Spezialsoftware, die weitestgehende Kontrolle über die Stimmung der Bilder möglich macht.

HDR-Fusion und Stitching

Die mit Photomatix fusionierten Bilder, ich verwende für den Export 16-Bit-TIFF, werden mit PTGui „gestitched“, zusammengefügt. In diesem Bearbeitungsschritt wird auch der Nadir-Shot, das freihändig aufgenommene Bodenbild, durch Setzen von Kontrollpunkten eingepasst. Sitzen die Anschlüsse perfekt, wird das Panoramabild als Kugelabwicklung ins TIFF-Format exportiert. Mit dem Nikon 10.5-mm-Fisheye an der Nikon D5300 kann das Panoramabild sehr groß, mit 16000 × 8000 px ausgegeben werden. Verglichen mit einem 24 MP Vollformatsensoren und dem Sigma f3.5 8 mm werden ca. 45% Zuwachs an Ausgabegröße erreicht. Das Finale startet. – Das 2 : 1-Panoramabild wird zum interaktiven Panorama.

360-Grad-Panoramen ausgeben

Hierzu verwende ich Pano2VR oder KRPano. Ein virtuelles Panorama besteht aus einer HTML5-Datei und einer oder mehreren XML-Dateien sowie einem Javascript-Player, ggf. als Fallback zusätzlich ein Flash-Player. Die Bilder bzw. „tiles“ werden in mehreren Ordnern, die nach Auflösungsstufen sortiert sind, abgelegt. Das Panorama bzw. die Panoramatour verhält sich stets responsiv und lässt sich mit <iframe>-tag in jede Website einbetten.

Wird für Google My Business veröffentlicht, kommt der Trusted Photographer Pano Editor zum Einsatz. Ein Eintrag auf Google My Business kostet nichts. Sollten Sie noch nicht angemeldet sein, bietet Crossmediabureau Ihnen gerne Unterstützung an.